Presse
Jazzpodium Januar 2019
Roberto Bossard New Group
Nostalgia Privave Records PR20181
Es ist schon eine nicht zu knappe Schlagzeile wert: Der Schweizer Gitarrist Roberto Bossard, an den wir uns vor allem in seinem Trio Organ-X Plus zwei Dekaden lang gewöhnt (und dessen bislang letztes Album "You'll Be Fine" wir hier noch 2016 herzlich begrüsst haben), hat ein nigelnagelneues Quintett ins Leben gerufen, das zwar stilistisch nicht allzu weit von der janusköpfigen Mainstream-Pflege des Orgeldreiers entfernt ist, aber natürlich dank der instrumentellen Verstärkung mit Sax (Toni Bechtold), Piano (Lukas Gernet) und Bass (Raffaele Bossard) mit Dominic Egli, dr, eine ganz andere Art von Leben aufführen kann. Und eigenartigerweise scheint Robertos immer vorzügliches Jazzgitarrespiel hier näher, erlebbarer, geniessbarer als im Trio mit B3, sein Punch und seine Phrasierung. Es gibt fünf Bossards und vier Fremdtitel, "In The Wee Small Hours Of The Morning" mit einer Solo-Gitarrenintro zum Niederknieen, Leonard Cohens "A Thousand Kisses Deep" mit Raffaele als glänzendem Solisten, Loessers "I've Never Been In Love Before" luftig und trotzdem kraftvoll und zum Schluss Cole Porters "Miss Otis Regrets" wieder mit einer Improv, die für Bossard so typisch ist, wie die in den "Wee Small Hours". Sein leicht angefolkter Titelsong scheint etwas zu lieblich, zu nett, was aber Bechtold souverän ausgleicht. "Puffed" ist ein mitreissender Bop-Chaser mit reizvollen Schulterschlüssen von Sax/Drums bzw. Piano/Bass. Der streckenweise beinah frei und sehr schnelle "AIGE Blues" ist eine Fundgrube feinster Soli, "Upward" dagegen fast grüblerisch, Babbit The Rabbit" ein harmonisches Schelmenstück (und der richtige Spielplatz für Gernet), und Robertos Solo hier gehört wie das im "AIGE Blues" zum jazzgitarristisch Feinsten.
Alexander Schmitz
17.01.2017
ORGAN-X PLUS
Von Romano Nardelli, Lugano
Ciao Elmar,
Ti ringrazio tantissimo per il meraviglioso CD “Organ-x: You’ll be fine”.
Lo sto ascoltando in questo momento che ti scrivo e sono impressionato per la bellezza e per la finezza del tuo prodotto.
Lo lavorerò nei prossimi giorni.
Nella speranza di rivederci presto ti saluto cordialmente
Ciao e (spero) a presto
Romano
Romano Nardelli
1.11.2016
organ-X Plus "You’ll Be Fine", Privave Records 2016.1
Jazzpodium 11/16
Alexander Schmitz
Nach acht Jahren Neues von Organ-X Plus, dem schweizerischen Quartett, das seit 18 Jahren aus Marcel Thomi an der B3, Roberto Bossard, g, Roland von Flüe, ts, cl und Elmar Frey, dr, besteht und sich immer noch bestens darauf versteht, Mainstream-Tradition zu bewahren ohne Zopfigkeit oder Antiquitätenpflege. Weil diesen Vieren modische Fisimatenten fremd sind, verstehen sie sich bestens aufs Spielen des Wesentlichen, die Konzentration und Artikulation dessen, was Jazz im Kern aus und zeitlos macht. Das „Unberechenbare“, das wir 2008 in ihrem Jazz fanden, hat sich zwar wohl doch eher zur „Berechenbarkeit“ gewandelt. Aber das besagt noch nichts.
Von Flües „Introduction“ für die Solo B3 deutet es an, des Saxophonisten „You’ll Be Fine In The Second Line“ bestätigt es: Diese B3 bleibt klar und schlank, unquäkig, frei von redundantem Gewühl und Gewulme. Thomis „Labyrinth“ serviert ein gleichsam eckiges, spiraliges Thema, in das Roberto raffiniert geordnete Linien hinein flicht. Im ruhigen, balladesken „One Way To Take“, einem der beiden Bossard-Stücke, beeindruckt das (wie immer) garantiert make-up freie Gitarrensolo und in dem schönen Swinger „Babbit The Rabbit“ zudem sein Comping für die B3. Für Porters „Miss Otis Regrets“ wechselt von Flüe zur Klarinette, und hier zählt eher nicht das, was an Jazz-Potenzial drinsteckt, sondern das Liedhafte, das in diversen Genres Platz hätte. Strayhorns „Johnny Come Lately“ ist movin’n’groovin’ erster Güte, und da wird in Robertos Spiel einmal mehr deutlich, dass es die traditionsbewusste und zeitlose Eleganz ist, die Schönheit und Stil allem sinnfreien dextralen Show-Off vorzieht. Sein feinstes Solo spielt er dann ja auch noch - in Hank Mobleys Temperaments-Highlight „This I Dig Of You“...
20.10.2016
Roberto Bossard New Group
Die Traumwelt des Morgens
von Jürg Blunschi - az Aargauer Zeitung • 20.10.2016
Die «Roberto Bossard New Group» spielte im
«lsebähnli» von Rhythmus- und Stimmungswechselgeprägte Jazz-Kompositionen.
Der Zuger Gitarrist Roberto Bossard prägt die Geschichte dieser Badener Konzertreihe seit drei Jahrzehnten mit. Am Montag präsentierte er seit langem wieder einmal ein eigenes Projekt, die «Roberto Bossard New Group». Zu diesem Quintett zählen, nebst dem Bandleader, Toni Bechtold (Tenorsaxofon), Lukas Gernet (Piano), Raffaele Bossard (Bass) und Jonas Ruther (Schlagzeug). Nicht nur als Chef der Gruppe, sondern auch als Komponist und Arrangeur hielt Roberto Bossard die Fäden in der Hand. Ein Grossteil der gespielten Titel waren Bossard-Werke, doch kamen auch Standards zu Gehör. So bestand also das Konzert aus einem unterhaltsamen Kontrast von oft verwinkelten, von Rhythmus- und Stimmungswechseln geprägten Kompositionen Bossards und von bekannten, listig arrangierten Stücken aus der Jazzliteratur. Aus letzterer Kategorie ist besonders die Introduktion der «Wee Small Hours of the Morning» in Erinnerung geblieben: Roberto Bossard führte, unbegleitet, mittels romantischen, verspielten, spartanisch wenigen Noten in die Traumwelt der einsamen Morgenfrühe ein.
Ausserhalb solcher Spezialitäten fiel Bossards griffiges, direktes Spiel mit dem präzisen Klang auf. Und mit den um eine Generation jüngeren Partnern hatte er für seine Band eine gute Wahl getroffen, garantierten sie doch für fulminante, packende Musik. Etwa der Tenorsaxofonist Toni Bechtold, ein feiner, begabter Solist mit einem Touch von schwarzem Groove und geschmeidigen, relaxten Linien, die so schwerelos aus dem Instrument strömten.
Oder der Pianist Lukas Gernet, der mit scharf akzentuierten Einzelnotenfolgen und geschicktem Aufbau seine Soli immer wieder von Spitze zu Spitze trieb. Mit Unterstützung des Bassisten Raffaele Bossard und dessen rollenden, runden und satten Begleitlinien. Über die Begleitfunktion hinaus erwies sich Raffaele Bossard als aussergewöhnlicher Solist, dessen Improvisationen stets in geschlossene, aussagekräftige Motive mündeten.
Und dann, ganz hinten Jonas Ruther am Schlagzeug, mit stilistischer Vielfalt und provozierendem Spiel seine Kollegen in alle kreativen Ecken treibend - da blieb kein Fuss ohne Wippen.
16.12.2013
ORGAN-X PLUS
Schwarzwälder-Bote: Rottweil Zum Finale eine große Einladung
Von Bodo Schnekenburger
Rottweil. Es war das Finale grazioso einer Spielzeit, die das Zeug dazu hatte, Emotionen zu berühren, wie sonst kaum eine. Im Kapuziner gab das Schweizer Ensemble Organ-X Konzert Nummer 15 der Reihe im Refektorium. (...)
Bis dahin trägt die Erinnerung an den Abend mit Organ-X, einem Trio, das mitunter zum Quartett wird, dann als "Organ-X plus".
Damit ist auch geklärt, dass das Kunstwort nichts mit dem Instrument des vierten Mannes, dem Saxofon, zu tun hat. Was der Zuger Gitarrist Roberto Bossard, Schlagzeuger Elmar Frey mit Verbindungen nach Ulm, was dem Schweizer in Rottweil einen ihm gänzlich unbekannten Applaus einbrachte, Marcel Thomi an der Hammond-Orgel und Saxofonist Roland von Flüe im Refektorium präsentierten, empfiehlt eine lautmalerische Erklärung: Egal ob Bop oder Bossa, ob sich die Orgel in den Vordergrund schummert oder den anderen ein paar leuchtende Akkorde und vibrierende Klangflächen zur Seite stellt, egal ob bei überraschenden Duetten oder vorhersehbarem Einklang in der Aufarbeitung des thematischen Materials, der Jazz von Organ-X hört sich stets organisch an. Die Musiker liefern "Organics". Und weil das über lange Zeit als Gesetz gilt, hört das Ohr zwar teilweise kecke Wendungen und spannungsvolle rhythmische Auffächerung, der Kopf verbucht es nach wie vor unter "organisch". Außerdem haben die Vier nicht nur viel Präsenz, sondern auch eine Portion sympathischer Lockerheit. Damit ist das Quartett ein geeignetes Medium, Menschen für den Jazz zu gewinnen, die sich das eigentlich nie träumen ließen.
01.06.2009
ORGAn-X Plus CD
"All About Jazz"
Donald Elfman
This CD reveals the two characters of the group, which is at ease as a trio and as a quartet alike. Roland von Flüe, thanks to the natural voice of his tenor sax, fits very well with the typical sound of the Hammond organ of the trio who has never sought any special sound effects. The new member of the group Marcel Thomi, who took over the role of organ player two years ago, has brought new life into the trio. In this album he is the composer of two tracks, "Beautiful Monday", a relaxing song with typical childish melodies and permeated with refined harmonies, and "Knocked Out" which is a mix of contemporary Bop and Funk which reveal the affinities of the author in these two musical generes. With the guitarist Roberto Bossard and the drummer Elmar Frey, who are the founders of ORGAN-X, the group is completed with two major names of the Swiss jazz scene. The two musicians offer a few of their own compositions as well as several arrangements of lesser-known jazz standards. ORGAN-X-PLUS is a sharp turn in the current European trend, which everybody believes must be followed. In Switzerland the "swingy" etichette seems almost derogatory. Regardless though, ORGAN-X play with a lot of swing, with great modern jazz groove and obtains significant success from the audiences.
(01.06.2009)